Grasfrosch - Rana temporaria
Grasfrosch - Lurch des Jahres 2018
Rana temporaria
Die DGHT und ihre AG Feldherpetologie und Artenschutz haben den Grasfrosch zum Lurch des Jahres 2018 ernannt.
Der Grasfrosch gilt in den Roten Listen Deutschlands derzeit noch als „ungefährdet“, seine Populationen werden aber mit „mäßig zurückgehend“ eingestuft. In den regionalen Roten Listen der meisten deutschen Bundesländer steht die Art schon auf der Vorwarnliste, in drei Bundesländern gilt sie als „gefährdet“.
Obwohl der Grasfrosch eine recht anpassungsfähige, in Deutschland noch fast flächendeckend verbreite Art ist, sind gerade bei ihr seit vielen Jahren sehr starke Bestandsrückgänge und Populationseinbrüche zu beobachten.
Ausführliche Informationen zum Grasfrosch erhalten Sie über die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) sowie ihre AG Feldherpetologie und Artenschutz. Die 40-seitige Informationsbroschüre sowie ein Faltblatt und Farbposter können per E-Mail (gs@dght.de) oder telefonisch unter 0621-86256490 bei der DGHT-Geschäftsstelle in Mannheim angefordert werden.
Das Informationsmaterial kann auch auf den Seiten der DGHT online abgerufen werden ...
Fachlich unterstützt wird die regelmäßige Aktion zum Reptil/Lurch des Jahres von unseren langjährigen Kooperationspartnern, der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH), der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (KARCH), dem Nationalen Naturhistorischen Museum Luxemburg (MNH) sowie dem Naturschutzbund Deutschland (NABU).
Hauptsponsor der Aktion zum Lurch des Jahres 2018 ist der Tiergarten Nürnberg, Nebensponsor ist der Tiergarten Schönbrunn in Wien.
Bestimmung
Zur Unterscheidung der drei Braunfrösche (Gras-, Moor- und Springfrosch) siehe Rundbrief Nr. 28 April 2005 (Bestimmungshilfen: Pdf-Datei 3120 kB hier laden).
Die Färbung der Grasfrösche ist ausgesprochen variabel. Schwarze Flecken sind bei Grasfröschen nicht selten (Beckum 1969). Foto: Hans Grünwald
Grasfrosch-Männchen aus Westfalen (Hagen, 2002). Foto: M. Schlüpmann
Verbreitung
Die Art ist in NRW flächendeckend verbreitet und tritt nur in den Börden mit ihrer Intensivlandwirtschaft und den Kernzonen der Ballungsräume zurück.
Eigene Beobachtungen melden
Laichballenzählungen
Repräsentative quantitative Daten liegen bislang noch in viel zu geringem Umfang vor (Schlüpmann 1988, 1991, Hildmann & Kronshage 1988). Die Bestände des Grasfrosches lassen sich über das Auszählen von Laichballen relativ gut und ausgesprochen effektiv erfassen. Aufgrund der großen Anzahl der Laichplätze im Land ist es nicht möglich auch nur annähernd alle Vorkommen zu registrieren. Repräsentative Untersuchungen, die Hochrechnungen ermöglichen, sind bei dieser Art aber in jedem Fall möglich und dringend notwendig. Auch lohnt sich das Auszählen von möglichst vieler Populationen über mehrere Jahre. Nehmen wir an, jeder Mitarbeiter unseres Arbeitskreises würde nur 2 Laichplätze über mehrere Jahre beobachten so, so käme nebenbei eine Stichprobe von 300-400 zustande.
Laichplätze
Im Frühjahr, sobald es wärmer wird und das Eis geschmolzen ist, beginnt die Paarungs- und Laichzeit der Grasfrösche. Als Laichplätze dienen stehende und langsam fließende Gewässer.
Alter metertiefer Bombentrichter in einem Erlenwald im nördlichen Sauerland). Hier lebt eine Population des Grasfrosches, die alljährlich 200-300 Laichballen absetzt (Hagen-Ost 2002). Foto: Martin Schlüpmann.
Der Grasfrosch ist unsere häufigste Froschart und noch an vielen Stellen zu finden. So mancher Bürger kennt sie auch aus Gartenteichen, die immer dann besiedelt werden, wenn ein ausreichendes Umfeld als Lebensraum zur Verfügung steht. Eine künstliche Ansiedlung ist daher sinnlos.
Reproduktion
Grasfrosch-Paarung, Eiablage und Laichballen (unten). Unterarme und Daumen mit Brunftschwielen (links und rechts). Tafel I aus A. J. Rösel von Rosenhof 1758
Während des Ablaichens klammert sich das Männchen fest an das Weibchen, um den frischen Laich direkt befruchten zu können. Dabei fällt stets der leicht gräuliche Schimmer der männlichen Frösche auf, der während der Laichzeit durch die Ansammlung an Lymphflüssigkeit im Unterhautgewebe entsteht. Ansonsten sind die Grasfrösche in ihrer Färbung äußerst variabel wie die nebenstehenden Fotos zeigen.
Grasfrosch-Paar (NSG Neuer Hagen, Hochsauerland 1970). Foto: Hans Grünwald.
In diesen Gewässern sind die Grasfrösche zur Laichzeit manchmal in großen Mengen anzutreffen; man muss allerdings oft genau hinschauen, um die wirkliche Anzahl an Fröschen zu erfassen.
Da es in jedem Jahr einen Überschuß an männlichen Grasfröschen gibt, kommt es gelegentlich zu solchen "Verzweiflungstaten".
Klammert ein Grasfrosch ein Feuersalamander im Wasser, so ist dieser meist hilflos dem Frosch ausgeliefert.
Beobachtung einer anderen Fehlpaarung hier .....
Nicht selten ertränkt der Grasfrosch dabei das Salamanderweibchen, denn er läßt nicht eher los, bevor Laich abgegeben wird. Salamander sind allerdings lebendgebärend.
Laichballen
Grasfrosch-Laichballen sind je nach Höhenlage und Wetter von Mitte Februar bis Anfang April zu finden. Sie eigenen sich hervorragend zur Ermittlung des Bestandes (Hagen 2002). Fotos: M. Schlüpmann.
Jeder Laichballen enthält mindestens 1000 Eier und kann sogar aus bis zu 4000 Eiern bestehen. Diese werden oft eng beieinander abgelegt, so dass große Ansammlungen von Laichballen entstehen, die den Embryonen auch Schutz vor Räubern bieten.
Die Laichballen sind hier durch Algenwuchs leicht gründlich verfärbt.
Die Larven schlüpfen an der Oberfläche des Laichballens. Dort über der Gallerte sind sie besser vor Feinden (Molchen, Wasserinsekten) geschützten und das Wasser erwärmt sich hier sehr stark.
In sehr saurem Wasser sterben die Embryonen ab und es siedeln sich Wasser-Schimmelpilze an (Foto links). U. U. sterben sogar alle Embryonen ab. Die Verpilzung ist also die Folge, nicht die Ursache des Absterbens.
Schäden, die zum Abstreben von Embryonen führen können, treten z. T. auch bei Frostlagen auf, wenn nach dem Ablaichen das Gewässer und die Laichballen einfrieren. Hier sind dann manchmal nur die oberen Teile der Laichballen geschädigt und verpilzen. Die weiter unten gelegenen Larven entwickeln sich normal (beide Fotos rechts).
Meteorgallerte
So genannte "Meteorgallerte". Grasfrösche haben viele Feinde. Besonders während der Laichzeit fallen viele Tiere Beutegreifern zum Opfer. Von den Weibchen bleiben oft nur die ungelegten Eier zurück (Hagen 2002). Foto: M. Schlüpmann.
weitere Beobachtungen zu Meteorgallerte hier .....
Kenntnisstand
Über die Art ist vergleichsweise viel bekannt. So sind wir über den Jahreslebenraum mit seinen Teilhabitaten recht gut informiert, selbst über die Überwinterung sind einige Erkenntnisse gewonnen worden (Schlüpmann 1981, Franzen 1988, Thiesmeier 1989, Schlüpmann & Günther 1996), doch bleiben hier viele Fragen offen.
Verweise
Ausführlicher Text zum Grasfrosch in Deutschland hier online abrufbar:
Schlüpmann, M., Schulze, M. & Meyer, F. (2004): 9.20 Rana temporaria (Linnaeus, 1758). In: Petersen, B., Ellwanger, G., Bless, R., Boye, P., Schröder, E. & Ssymank, A. (Bearb.): Das Europäische Schutzgebietssystem Natura 2000 – Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Band 2: Wirbeltiere. – Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, Bonn 69 Bd. 2: 165-173. hier als pdf abrufen ... [50 KB]
Weitere interessante Fotos zum Verhalten des Grasfrosches während der Laichzeit gibt es auf der Homepage der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet: http://www.bswr.de/
Titelthema: Der Grasfrosch - Lurch des Jahres 2018
TERRARIA 71, Mai/Juni
Der Grasfrosch ist ein echter Überlebenskünstler. Er dringt über den Polarkreis und bis ins Hochgebirge vor, trotzt Eis und Schnee und ist einer unserer häufigsten Frösche. Aber auch er kämpft mit den Herausforderungen unserer Zeit, vom Klimawandel bis zum Insektensterben. Die DGHT hat ihn zum Lurch des Jahres ausgerufen, wir betrachten dieses nur auf den ersten Blick alltägliche Amphibium ausführlich im Titelthema der Mai-Ausgabe.
Titelthema
Der Lurch des Jahres 2018 – ist der Grasfrosch wirklich noch eine Allerweltsart?
Arno Geiger, Andreas Kronshage & Martin Schlüpmann
Der Grasfrosch in Deutschland – Rückgang einer einst häufigen Art
Arno Geiger, Andreas Kronshage & Martin Schlüpmann
Langzeituntersuchungen an Grasfröschen im Spessart
Rudolf Malkmus
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Letzte Änderung am Dienstag, 29. Oktober 2024 um 18:03:56 Uhr.
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